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Hier braut sich was zusammen

Daniel Schreiber hält sein Glas ins Sonnen licht und schwenkt es. Dann führt er es zum Mund, nippt daran, lässt die Flüssigkeit über seine Zunge streichen, seinen Gaumen kitzeln – dann schluckt er sie herunter. Schreibers Miene hellt sich auf, er schenkt nach. auch sein Kumpel Tobias Thommes genießt das Getränk. „Das ist uns doch mal gelungen“, sagt der 31-Jährige. Was die Geschmacksnerven der beiden Männer an regt, ist nicht etwa ein teurer Jahrgangs Wein. Schreiber und Thommes kosten ihr selbstgebrautes „Sierra Nevada Pale ale“ – ein Craft Beer.

Die Vorliebe für außergewöhnliche Biere teilen sie mit immer mehr Deutschen. Während die Brauereien bei den Klassikern Pils, alt oder Weizen unter Absatzverlusten leiden, gibt es bei den neuen Sorten einen Boom. Thommes kann sich auch erklären, warum die Craft-Beer Welle vor etwa zwei Jahren aus den USA nach Deutschland überschwappte. „Die Leute haben erkannt, dass Bier ein so vielfältiges Getränk ist. Für mich ist es sogar noch vielfältiger als Wein. Man kann die Zutaten so variieren, dass man ziemlich abgefahrene Sorten bekommt“, sagt er.

Im Baumarkt und bei eBay gesucht

Die beiden Duisburger und ihr Schulfreund Urs Vecchi wollten sich mit dem Thema Craft Beer aber nicht nur an der Theke beschäftigen. „Wir haben nach einem Hobby gesucht und sind dann auf die Idee gekommen, selbst zu brauen“, erzählt Schreiber. 2015 ging es los: Sie durchstöberten Internetforen, in denen Biertrinker fruchtige, cremige und würzige Sorten priesen und verteufelten. Gleichzeitig bastelte das Trio an einer Brauanlage. „Das Equipment haben wir uns im Baumarkt oder über eBay zusammengekauft“, sagt Schreiber. Zur Konstruktion gehören mittlerweile drei 50-liter-Kochtöpfe, Schläuche, Messgeräte, temperaturanzeigen und, und, und.

Jetzt wollen die Hobbybrauer das passende Bier für die Weihnachtstage herstellen: im Internet haben sie das Rezept für „Michas oG Märzen“ gefunden. „Ein süffiges und ausgewogenes Festbier“, so stand es in der Beschreibung. In diesen Tagen machen sie sich an die Umsetzung.

Mit dem Maischen beginnt der Prozess

Während Schreiber sich um die Feinjustierung kümmert, wiegt Thommes die Zutaten ab. Danach füllt er einen Topf mit Wasser, schüttet Wiener, Münchner und Pilsner Malz zusammen und gibt dann noch die Sorte „Cara Hell“ dazu. Mit dem Maischen beginnt der Brauprozess. Schreiber und Thommes erhitzen den Topf, lassen den Inhalt köcheln und steigern langsam die Temperatur. Das Thermometer haben sie dabei immer im Blick. „Zwei oder drei Grad mehr können den Geschmack schon stark verändern“, sagt Thommes. Er erinnert sich an die ersten Versuche und an ein ungenießbares Weißbier.  Solche Anfängerfehler passieren ihnen nicht mehr. Gleichwohl gibt es immer etwas zu optimieren. Derzeit rühren die Hobbybrauer die Maische noch mit einem großen Holzlöffel um. Demnächst soll ihnen ein elektrisches Rührwerk die Arbeit erleichtern. Das Maischen ist abgeschlossen. Die nächsten Braustufen stehen an. Tobias Thommes und Daniel Schreiber filtern beim läutern die Feststoffe heraus. Eine bernsteinfarbene Flüssigkeit entsteht. Mittlerweile sind mehr als zwei Stunden vergangen.

„Brauen ist schon ein zeitintensives Hobby“, sagt Schreiber. Denn mit dem läutern ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Zu einem richtigen Bier gehört der Hopfen. Thommes wiegt Pellets ab und gibt sie in den Topf. Nach zwei Kochstufen geht der Brauprozess dem Ende entgegen. Die beiden Männer lassen die Flüssigkeit abkühlen, geben mit der Hefe die vierte Zutat hinzu und füllen anschließend rund 30 Liter in Kunststofffässer.

Eine Woche später treffen sich die Duisburger wieder. Nun kommt das Bier in kleine Glasflaschen. „Dort gärt das Bier weiter und entfaltet sein Aroma“, sagt Thommes. Bis zum ersten Schluck „Michas oG Märzen“ müssen sie sich noch ein paar Wochen gedulden. Die gute Nachricht: Um die Wartezeit zu überbrücken, können sie noch ein paar Flaschen ihres selbstgebrauten „Sierra Neva da Pale ale“ aus dem Kühlschrank holen.

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