„Mein Lieblingswhisky? Da halte ich es mit Prince Charles“
Herr Jacoby, gibt es eigentlich eine Verbindung zwischen den Themen Quiz und Whisky?
In meinem Fall schon. Ich komme ja aus Oberstdorf. Dort hat 1996 ein Irish Pub aufgemacht und der Besitzer kam damals auf die Idee, dienstags ein Quiz zu veranstalten. Als ersten Preis gab es eine Flasche Whisky. Und den haben wir auch mal gewonnen. Der Pub war damals – anders als heute – nicht die Topadresse für Whisky. Auf der Karte standen Blends, also Mischungen verschiedener Whiskys. Natürlich kamen die aus Irland. Schottische Whiskys habe ich durch den Sport kennengelernt.
Wie bitte?
Ich spiele Curling, und diese Sportart hat ihren Ursprung in Schottland. In den Neunzigerjahren ging es mit der Juniorennationalmannschaft nach Edinburgh. Da haben wir auch die berühmte Royal Mile unsicher gemacht und ein paar Pubs besucht, die abseits des Touristentrubels liegen. In jedem Laden gab es einen Single Malt und ein Lagerbier. Sechs oder sieben haben wir geschafft, dann mussten wir uns ein Taxi zurück zum Hotel bestellen (lacht). Aber der schottische Whisky hat mir damals schon geschmeckt.
Gibt es eine Herkunftsregion, die Sie bevorzugen?
Ich bin Fan der Whiskys von Islay. Das ist eine kleine Hebriden-Insel, auf der es einige Brennereien gibt. Die Islay-Whiskys stehen für eine sehr torfige Note, und die ist genau nach meinem Geschmack.
Wie sieht es mit Kanada und den USA aus?
Auch aus diesen Ländern stehen Flaschen in meiner Sammlung. Die Kanadier trinken oft Rye Whisky, da ist der Roggenanteil entsprechend groß. Die Amis bevorzugen Bourbon – also einen maishaltigen Whisky. Aber beide Sorten kommen meistens mit Cola ins Glas. Auf einer Party gönne ich mir so ein Mixgetränk auch mal. Aber die Whiskys von der Insel genieße ich natürlich pur oder mit einem Schuss Quellwasser. Wer zu so einem Single Malt noch Cola ins Glas kippt, der hat in meinen Augen einen an der Waffel.
Kombinieren Sie bestimmte Gerichte zum Whisky?
Ich sage jetzt nicht, dass nach einem Abendessen dieser oder jener Whisky folgen muss. Wenn ich mir aber ein Glas gönne, nehme ich mal einen kleinen Snack dazu – etwa dunkle Schokolade. Der torfige Whisky vermischt sich dann mit einer bitteren Note. Das ist ein interessantes Geschmackserlebnis. Vor einem Tasting esse ich auch gerne Käsespätzle. Die sind fettig und so hat man eine gute Grundlage, um auch hochprozentige Whiskys zu genießen.
Haben Sie aktuell einen Lieblings-Whisky?
Ich stehe auf den Laphroaig, der natürlich auch von Islay kommt. Da habe ich 2014 beim Finale der Fußball-WM eine halbe Flasche von getrunken. Und als Mario Götze dann das Siegtor für Deutschland erzielt hat, hat es besonders gut geschmeckt. Der Laphroaig ist übrigens auch der Lieblings-Whisky von Prince Charles. Das ist der Destillerie bekannt. Deshalb ist auf dem Flaschen-Etikett auch das Wappen des Prince of Wales zu erkennen.
Sebastian Jacoby (42) stammt aus Oberstdorf. Im Allgäu
besuchte er sein erstes Pubquiz. Auch in Duisburg widmete
sich Jacoby weiterhin seinem Hobby. 2012 nahm er an der
ZDF-Sendung „Der Super-Champion“ teil. Jacoby schlug
Promis wie Sportkommentator Marcel Reif in deren Spezialgebieten
– und ging als Sieger aus der Sendung hervor. Als
„Quizgott“ tritt er seit 2013 regelmäßig in der ARD-Sendung
„Gefragt – gejagt“ auf.
Auch als Curler hatte Jacoby Erfolg. 2008 gewann er in der
Wintersportart die Europameisterschaft in der Mixed-Konkurrenz.
Hauptberuflich arbeitet Jacoby als Controller bei
Thyssen-Krupp in Duisburg, jener Stadt, in der er mit seiner
Familie lebt. In diesem Jahr veröffentlichte das Mitglied des
Deutschen Quiz-Vereins auch ein Buch. „So werden Sie zum
Quizgott“ ist im Plaza-Verlag erschienen und kostet in der
gebundenen Ausgabe 12,99 Euro.
Kommen wir zu dem, was in der Flasche steckt: Wie wird man eigentlich zum Whisky-Kenner?
Erstmal würde ich mich nicht als echten Kenner bezeichnen. Es gibt aber eine Sache, von der ich abrate: sich vor dem Trinken den ganzen Hokuspokus anzulesen. In den Zeitschriften und Foren steht ja oft drin, dass ein Whisky jetzt nach dunkler Schokolade oder Früchten schmecken soll. Ganz schlimm ist die Beschreibung: Er schmeckt nach altem Leder. Wie sollen die Verkoster sowas kennen? Die werden ja noch nie einen Sattel im Mund gehabt haben. Spaß beiseite: Für mich ist das A und O das persönliche Geschmackserlebnis. Ich finde es spannend, welch‘ große Unterschiede man erzielen kann, indem man nur minimal etwas ändert.
Nennen Sie mal ein Beispiel!
Ich war mal auf der Whiskymesse in Frankfurt bei einem Tasting. Da wurden uns drei Gläser hingestellt. Das Rezept war in allen Fällen gleich, ebenso der Brennvorgang und die Lagerung. Die Gerste kam aber einmal vom europäischen Festland, einmal vom schottischen Festland und einmal wurde sie direkt auf Islay angebaut. Wir haben die Whiskys nacheinander probiert und dabei große Geschmacksunterschiede festgestellt. Interessante Facetten herauszuschmecken, das macht für mich den Reiz aus. Dann will ich auch wissen, woher die Unterschiede kommen. Das Fassmaterial kann viel ausmachen. Wenn ich Wasser aus den Lowlands nehme, bekomme ich ein anderes Ergebnis als mit Highland-Wasser. Weil ich immer etwas Neues entdecken will, probiere ich auch viel aus.
Gibt es Modeerscheinungen, die Sie ablehnen?
Beim Tasting gab es auch einen Whisky, der nach Kuchen schmecken sollte. Das passt in meinen Augen überhaupt nicht. Wer einen Whisky trinkt, dem kommt eine kahle, grüne Landschaft mit dunklen Wolken in den Sinn. Das verbindet man ja mit Schottland. Und in die Region passt kein Sachertorten-Whisky. Wenn so einer in Wien hergestellt würde, kann man darüber reden.
Sie tauschen sich auch mit Gleichgesinnten aus. Gibt es einen Promi, mit dem Sie mal gerne einen Whisky verkosten würden?
Interessant fände ich Tim Mälzer. Der wird garantiert wahnsinnig tolle Geschmacksnerven haben. Außerdem ist er eine sehr kritische Person, mit der es Spaß machen könnte, sich über Whiskys auszutauschen. Ob das sein Getränk ist, weiß ich nicht. Aber das kann man ja herausfinden.