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Erfolgsgeschichte mit den Feinschmeckern

Yiribana döst in einer Astgabel vor sich hin. Doch dann bemerkt das Koala-Weibchen eine bekannte Besucherin im Gehege. Yiribana öffnet ihre Knopfaugen und schaut Anna Moia an. Die Tierpflegerin steht auf einer Leiter und breitet ihre Arme aus. Nach kurzem Zögern klettert Yiribana zu ihr rüber. Anna Moia streichelt das flauschige Beuteltier, trägt es dann zu einer Waage und setzt es auf einen Holzstamm, der auf der Metallfläche steht.

Wenn Anna Moia das Koalahaus betritt, geht ihr Blick zunächst zur Astgabel. Dort dösen die Tiere viele Stunden.

„Es kommt vor, dass einem Koala eine bestimmte Eukalyptus-Sorte erst schmeckt, er sie dann am nächsten Tag aber nicht mehr frisst.“

Anna Moia

Rund 30 Zoo-Gäste haben sich im Koalahaus eingefunden. Sie beobachten das Schauspiel durch eine schallisolierte Scheibe. Damit jeder sie versteht, verkündet Anna Moia das Ergebnis über das Mikrofon an ihrem Headset. „Achteinhalb Kilogramm wiegt unsere Yiribana“, sagt die 26-Jährige. „Sie ist generell ein sehr kräftiger Koala.“ Dann bringt Anna Moia das Koala-Weibchen wieder zu seiner Astgabel. Yiribana kann ihr Nickerchen fortsetzen.

Als Tierpflegerin hat Anna Moia engen Kontakt mit Koala-Weibchen Godarra.

Öffentliches Wiegen um 11 Uhr

Jeden Mittwoch und Sonntag steht ab 11 Uhr das öffentliche Wiegen im Koalahaus auf dem Programm. Die Publikumslieblinge mit den flauschigen Ohren sorgen stets für einen großen Andrang. Doch hinter dieser Attraktion steht mehr als Unterhaltung. An der Gewichtsangabe können die Tierpfleger ablesen, ob sich Yiribana und Co. gut ernähren. Koalas sind absolute Futterspezialisten. „Sie ernähren sich ausschließlich von Eukalyptus und fressen auch nur die frischen, zarten Blatttriebe“, erklärt Anna Moia.

Die Pflanzen importiert der Zoo in den Wintermonaten aus Florida. Im Sommer können die Mitarbeiter direkt von der eigenen Plantageernten. Damit sie die unterschiedlichen Vorlieben der plüschigen Feinschmecker bedienen können, gibt es eine große Auswahl. Auf gepachteten landwirtschaftlichen Flächen in unmittelbarer Nähe wachsen verschiedene Eukalyptus-Sorten in mehreren Folientunneln, jeder beherbergt rund 220 Eukalyptusbäume. „Es kommt vor, dass einem Koala eine bestimmte Eukalyptus-Sorte erst schmeckt, er sie dann am nächsten Tag aber nicht mehr frisst“, sagt Anna Moia. Deshalb bietet das Zoo-Team den Tieren täglich bis zu sieben verschiedene Sorten als Nahrung an.

Zu ihren Aufgaben gehören auch das Waschen der Eukalyptus-Pflanzen
und die Moderation des öffentlichen Wiegens.

In einer Heuscheune ging es los

Eukalyptus als Futtermittel beschäftigt den Zoo mittlerweile seit 1994. Damals zogen Kambara und Blinky Bill ins Ruhrgebiet. Die beiden Beuteltiere lebten zuvor im kalifornischen San Diego im Zoo. Nun nahm erstmals ein Zoo in Deutschland Koalas auf. Die beiden Neuankömmlinge bekamen ein Zuhause in einer aufwendig umgebauten Heuscheune.

Zunächst war von einem Besuch auf Zeit die Rede. Schließlich gab es das große Problem, die Futterlogistik aufrechtzuerhalten. Der Zoo nahm die Herausforderung an und baute eine der erfolgreichsten Koala-Haltungen in ganz Europa auf. Die Anlage hat sich einen Namen als Zucht- und Kompetenzzentrum gemacht.

Kangulandai sorgt für Sensation

Im Jahr 1995 konnten die Duisburger eine Sensation vermelden: Damals kam am Kaiserberg die kleine Kangulandai zur Welt. Nie zuvor hatte es Koala-Nachwuchs in Europa gegeben. Der Name des Jungtieres stammt aus der Sprache der australischen Ureinwohner und bedeutet „die Erste“. Alle im Koalahaus geborenen Jungtiere haben Namen, die sich aus der Sprache der Aborigines ableiten. Vor einigen Monaten gab es wieder Nachwuchs im Zoo. Ein männliches Jungtier verließ den Beutel seiner Mutter Gooni und begann, Eukalyptus zu knabbern. Die Tierpfleger gaben ihm den Namen Burley, was so viel wie „kleiner Stern“ bedeutet. „Für mich war das ein besonderes Erlebnis, weil ich hautnah mitbekommen habe, wie der Kleine aufgewachsen ist“, erzählt Anna Moia.

Auch wenn im Zoo Duisburg schon mehr als 40 kleine Koalas geboren worden sind, bleibt die Aufzucht eine Herausforderung. Das liegt auch daran, dass die Kletterbeutler Einzelgänger sind. Koalas treffen nur dann zusammen, wenn die Weibchen paarungsbereit sind. Romantik gehört nicht in ihre Welt. Koalas kratzen und beißen bei der Paarung. Wenn alles klappt, wird nach rund 32 Tagen ein winziger Koala geboren. Nackt, taub und blind krabbelt das zwei Gramm leichte Tierchen dann in den Beutel der Mutter. Dort wächst es in den nächsten etwa 180 Tagen nahezu unsichtbar heran.Wenn die Mini-Lebewesen ausgewachsen sind, bringen sie reichlich Gewicht auf die Waage. „Wir haben schon Koalas dabei, die mehr als zehn Kilogramm auf die Waage bringen“, sagt Anna Moia.

Öffnungszeiten

Sommerzeit (März bis 30. Oktober)
Täglich: 09:00 Uhr bis 19:00 Uhr
Letzter Einlass: 17:30 Uhr

Winterzeit (31. Oktober bis Februar)
Täglich: 09:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Letzter Einlass: 15:30 Uhr


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