Erfolgreich unter Druck
Mathias Hauschild schaut auf einen kleinen Monitor und überprüft den Arbeitsvorgang. Im Hintergrund lärmen vier Großdrucker. Ihre Schlitten fahren über Folien, tragen verschiedene Farben auf den dünnen Kunststoff auf. So entstehen Muster, Logos oder ganze Schriftzüge.
Doch nicht alles läuft bei den Maschinen automatisch. „Der Schmelzkleber ist aufgebraucht“, sagt Hauschild. Er stoppt einen der Drucker, öffnet ein Fach und schüttet Pulver hinein. Danach rührt der 24-Jährige einmal um, macht die Klappe zu – und drückt anschließend den Startknopf.
Neuer Firmensitz
Markus Melchior betritt die Produktionshalle. Er hat gerade eine Materiallieferung in Empfang genommen und stellt das Paket im Erdgeschoss ab. Nach einem kurzen Gespräch mit seinem Kollegen fährt der Chef der Firma wieder in den zweiten Stock. Das Gebäude am Rande der Duisburger Altstadt hat er im Frühjahr 2024 bezogen. „Ich brauchte mehr Platz“, erklärt der 52-Jährige. Die rund 2.500 Quadratmeter verteilt auf drei Etagen sind nun ausreichend.
Auf seinem T-Shirt prangt der Name seiner Firma: ADM Media. „Die Abkürzung stand ursprünglich für Audio, Design und Marketing, aber das passt mittlerweile nicht mehr“, sagt Melchior und lacht. Mit seinem Team bedruckt und veredelt er Textilien. Seit 2022 setzt er dabei auf die DTF-Technik. „Direct to Film“ bezeichnet den direkten Druck auf eine spezielle Transferfolie. „Im Endeffekt funktionieren unsere Maschinen wie ein Tintenstrahldrucker“, erklärt Melchior.
„Mit der Methode erreichen wir brillante Farben, gestochen scharfe Details und eine längere Haltbarkeit.“ Das Design wird mit einem Kleber auf das Textilstück übertragen.
„Die Themen haben mich fasziniert. Deshalb habe ich mir das nötige Wissen draufgeschafft.“
Zum Unternehmen gehört außerdem eine Stickerei. Hier bedienen die Mitarbeiter die Anlagen, um Textilien mit Garn und Vlies zu veredeln. Ob der Kunde sein Logo auf einem T-Shirt aus Baumwolle, einer Fleece-Jacke oder einem Frottee-Handtuch haben möchte, spielt dabei keine Rolle. „Wir nehmen alles in die Hand, wo eine Nadel durchgeht“, betont der Firmeninhaber.
Ausbildung im Handwerk
Ausbildung im Handwerk Bevor Markus Melchior seine Firma gründete, machte er eine Ausbildung zum Schmelzschweißer. „Mein Vater hat mir gesagt, dass ich etwas Handwerkliches lernen soll, und den Ratschlag habe ich dann auch befolgt“, sagt der gebürtige Meidericher. Die Jahre bei der Firma Standardkessel möchte er nicht missen. „Die Ausbildung und Erfahrung kommt mir heute noch zugute, denn kleine Reparaturen bei den Maschinen und in der Produktionshalle kann ich selber erledigen“, betont Melchior. Nach seiner Lehre befasste er sich auch nebenberuflich mit Werbetechnik und Druckverfahren. „Die Themen haben mich fasziniert. Deshalb habe mich mir das nötige Wissen draufgeschafft“, sagt Melchior.
Er kaufte sich einen Belichter, meldete 1993 ein Gewerbe an und bekam erste Aufträge. „Mein erster Firmensitz war ein ausgebauter Dachboden, aber das hat für den Anfang gereicht“, erklärt der Duisburger. Er druckte Visitenkarten oder Werbeschriftzüge für Fahrzeuge.
„Das Team hat mich super aufgenommen und mir dadurch den Einstieg sehr leicht gemacht.“
Auch der klassische Zeitungssatz gehörte lange zu seinem Portfolio. So bekam Melchior kurz vor der Jahrtausendwende von einem Verlag den Auftrag, Druckfilme für Telefonbücher herzustellen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seinen alten Job gekündigt und beschlossen, komplett auf die Selbstständigkeit zu setzen. „In der Anfangszeit bin ich allerdings noch in jedes Fettnäpfchen getreten“, erzählt Melchior. So hatte er beispielsweise bei seinem Finanzplan nicht bedacht, ausreichend Rücklagen für Forderungen des Finanzamtes zu bilden. Eine saftige Steuernachzahlung brachte ihn in Not. „Ich habe am Ende alles brav überwiesen und künftig anders kalkuliert“, sagt Melchior. „Das war mir eine Lehre.“
Textildruck und Stick im Fokus
Im Laufe der Jahre passte er auch seine Leistungen an – und fokussierte sich auf den Textildruck und die Stickerei. Als vor einigen Jahren das DTF-Verfahren aufkam, wollte Melchior alles darüber wissen. Er las Berichte in Foren und entschloss sich, auch auf den Transferdruck zu setzen. „Die Methode ist für die Branche eine absolute Innovation“, sagt Melchior. „Und ich wollte die Entwicklung nicht verschlafen.“
Doch zunächst musste der Duisburger investieren. Die großen Produzenten der Druckmaschinen stammen allesamt aus China. Melchior nahm Kontakt zu mehreren Anbietern auf. „Ein Verkäufer aus Shenzhen hat mich während unseres Videotelefonats durch seine Produktionshalle geführt und mir dabei alles gezeigt“, erzählt der Geschäftsführer. „Dadurch hat er mein Vertrauen gewonnen.“
Er kaufte schließlich fünf Maschinen – vier für die Produktion und eine als Reserve. Zwei Mitarbeiter der chinesischen Firma kamen für den Aufbau extra nach Duisburg. Durch den Direktimport konnte seine Firma eine Menge Geld sparen – und deshalb die Produkte zu günstigen Preisen anbieten. „Und dass die neue Technik für eine super Qualität sorgt, hat sich bei den Kunden herumgesprochen“, sagt Melchior. Im Einzelhandel oder in der Autoindustrie tragen die Mitarbeiter Berufskleidung, die in Duisburg bedruckt wurde. Auch ein namhafter Fußballklub aus Oberhausen bezieht seine Textildrucke bei ADM Media.
900 Stiche pro Minute
Markus Melchior fährt jetzt wieder runter in die Produktionshalle. Unter dem Arm trägt er einen Karton. Seine Kolleginnen aus der Stickerei brauchen neue Kleidungsstücke, die sie veredeln können. Patricia Holdermann (53) nimmt ein Poloshirt, spannt es in einen Magnetrahmen ein und bringt es in der Stickmaschine in Position. Ein gleichmäßiges Rattern ertönt. Mit 900 Stichen pro Minute stickt die Maschine ein blaues Garn in den Stoff. So entsteht ein Firmenlogo. Die Informationen zum Design stecken in einer Datei. „Punchen“ lautet der Fachausdruck für das Digitalisieren von Stickereien.
Auch Michaela Thorn kennt sich damit mittlerweile aus. Die 55-Jährige ist gelernte Buchbinderin. Seit dem Frühjahr 2024 arbeitet sie für ADM Media. „Das Team hat mich super aufgenommen und mir dadurch den Einstieg sehr leicht gemacht“, sagt Thorn, während sie vier Jacken zum Sticken einspannt.
Für Markus Melchior ist eine gute Stimmung am Arbeitsplatz enorm wichtig. „Die Kollegen sollen morgens mit einem breiten Grinsen hier ankommen und das Gebäude mit einem breiten Grinsen wieder verlassen“, erklärt der Chef. Um die familiäre Stimmung zu erhalten, soll der Betrieb auch nur minimal wachsen. Aktuell hat ADM Media sieben Mitarbeiter, zwei Neueinstellungen sollen demnächst folgen. „Das ist dann eine gesunde Größe“, sagt Melchior. „Ich lege es nicht darauf an, zig Mitarbeiter zu haben, die ich gar nicht mehr persönlich kenne.“