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Der Zusammenhalt war unsere große Stärke

Joachim Hopp, Sie sind in Duisburg zur Welt gekommen, haben hier Karriere als Fußballprofi gemacht und leben immer noch in Ihrer Geburtsstadt. Hatten Sie nicht mal den Drang, woanders hinzuziehen?

Überhaupt nicht. Es gab mal lose Gespräche mit dem 1. FC Köln und dem FC St. Pauli. Da hätte ich vielleicht 2.000 D-Mark monatlich mehr verdienen können. Aber das Geld hätte mir doch nichts gebracht. Ich kann mir davon woanders keine neuen Freunde kaufen. Und deshalb bin ich immer in Duisburg bei meinen Leuten geblieben. Mein Gehalt hat gereicht, um unser Haus in Meiderich abzubezahlen. Kurzzeitig habe ich aber mal im Ausland gewohnt.

Stimmt. Sie waren im Kosovo.

Ich habe mal als Co-Trainer beim FC Prish￾tina gearbeitet. Der große Vorteil war: Dem Klubpräsidenten gehörte die nationale Fluggesellschaft. Er hat dafür gesorgt, dass ich alle drei Wochen mal für ein paar Tage nach Hause fliegen konnte. Deswegen war ich nie ganz weg aus Duisburg. Und nach fünf Monaten war das Engagement im Kosovo auch schon wieder vorbei.

Joachim Hopp (58) begann seine Laufbahn beim VfvB Ruhrort/Laar. Im Jahr 1989 nahm er ein Angebot des MSV Duisburg an. Über gute Leistungen bei den Amateuren empfahl sich der Fußballer für die Profis. Hopp bestritt für die Zebras 83 Bundes￾igaspiele und erzielte vier Tore. Heute arbeitet er für ein mittelständisches Unternehmen aus dem Bereich Verkehrssicherung. Für den MSV Duisburg ist der frühere Kultkicker noch als Botschafter unterwegs.

Was gefällt Ihnen an Ihrer Heimatstadt so gut?

Wo soll ich da anfangen? Wir haben super Veranstaltungen – wie das in meinen Augen beste Weinfest in Deutschland. Ich höre gerne die Musik bei „Jazz auf’m Platz“ und laufe donnerstags über den Feierabendmarkt. Und ich sitze gerne mit einem Glas Wein auf der Terrasse des CityPalais und schaue bei Sonnenuntergang auf unser schönes Theater. Das ist eine Traumkulisse. Mit dem Fahrrad bin ich öfter unterwegs im Landschaftspark Duisburg-Nord. Dort habe ich während meiner Ausbildung zum Stahlkocher noch malocht.

Heute holen die Profiklubs ihre Fußballer aus den Nachwuchsakademien. Ihr Weg hat Sie von der Hütte in die Bundesliga geführt. Ist so ein Werdegang heute noch möglich?

Vermutlich nicht. Das war schon verrückt: Der MSV Duisburg wollte mich haben, zunächst für die Amateurmannschaft. Ich hatte aber Wechselschicht, das war mit dem Training nicht vereinbar. Gott sei Dank waren die Direktoren bei Thyssen große Fußballfans. Die haben mir ermöglicht, dass ich nur noch Frühschichten mache. Nach Feierabend ging es dann zum Training – und da habe ich richtig Gas gegeben. Auf der Hütte kündigen, das wollte ich nicht. Das Geld konnte ich gut gebrauchen und die Kameradschaft unter den Stahlkochern war top. Wir sind nach Feierabend auch mal mit zwölf Leuten nach Mallorca geflogen. Das war eine tolle Zeit.

Gott sei Dank waren die Direktoren bei Thyssen große Fußballfans

Joachim Hopp

Als Sie es dann in den Bundesligakader geschafft haben, war es mit den Reisen nach Mallorca vermutlich vorbei.

Von wegen. Ich kann mich an eine klasse Abschlussfahrt mit dem MSV nach Mallorca erinnern. Sogar unser Trainer Ewald Lienen ist mitgeflogen. Wir Spieler haben uns im Hotel erstmal am Pool breitgemacht und schön ein paar Getränke gekippt. Ewald hat uns vom Balkon aus beobachtet und nur den Kopf geschüttelt. Nach einer Stunde hatte er die Nase voll und stand mit gepacktem Trolley am Beckenrand. Dann hieß es nur: „Macht ihr mal drei Tage, was ihr wollt. Ich flieg jetzt weiter nach Barcelona.“

Wohin ging es denn in Duisburg zum Partymachen?

Unsere Läden waren „Display“, „Scotch Club“ oder „Plastique“. Wir sind damals fast mit der ganzen Mannschaft um die Häuser gezogen. Der Zusammenhalt war unsere große Stärke, das hat sich dann auch auf dem Platz bemerkbar gemacht. Ich war bei unseren nächtlichen Touren aber selten auf der Tanzfläche, sondern stand am DJ-Pult.

Wie bitte?

Musik war immer meine Leidenschaft. Ich hatte in Spitzenzeiten 8.000 Schallplatten. Während meine Teamkollegen auf dem Golfplatz standen oder im Casino gezockt haben, habe ich aufgelegt. Clubs in Hamburg oder Berlin haben mich gebucht. Die bekamen aber keinen Hitparaden-Kram. Jazz House oder Vocal House – das waren meine Stile. Damals war Plattenauflegen auch noch Handwerk. Meine Generation hat sich die Vinylscheiben genommen und dann Musik gemixt. Heute klappt ein DJ den Laptop auf und steuert ein paar Programme.

Nochmal zurück zum Fußball: Ihre aktive Karriere haben Sie im Jahr 2001 beendet. Wie sieht der Kontakt zu Ihren ehemaligen Mitspielern aus?

Wir treffen uns regelmäßig. Mein alter Freund Peter Közle wohnt etwa in der Nähe von Hattingen, Bachirou Salou in Neuss. Da ist Duisburg nicht weit. Wenn demnächst Weihnachtsmarkt ist, gehen wir wieder zu „Bernie’s Alm“ und stoßen auf alte Zeiten an.

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