Ein neues Zuhause für Atze und die Seelöwen
Atze watschelt an den Beckenrand. Dann lässt er seine rund 280 Kilogramm elegant ins Wasser gleiten – und taucht unter. Der Kalifornische Seelöwenbulle ist jetzt in seinem Element. Begleitet von seiner Familie taucht er in seiner Anlage ab.
Naturnaher Lebensraum
Christian Schreiner steht unterhalb des in die Jahre gekommenen Geheges. Der Pressesprecher des Zoo Duisburg blickt auf einen bunten Plan. Die Visualisierung beinhaltet terrassenförmige Felslandschaften, Uferplätze mit Sonnensegeln, große Unterwasserfenster und einen erhöhten Zuschauerbereich. „So wird das neue Zuhause unserer Seelöwen aussehen“, erklärt Schreiner und deutet auf den Plan: „Wir schaffen in den nächsten Jahren einen naturnahen Lebensraum für die Seelöwen und ermöglichen den Besuchern, die Tiere aus ganz neuen Perspektiven zu beobachten.“
Wo jetzt die Bauarbeiter mit einem großen Bohrer ins Erdreich vordringen, werden Atze und Co. demnächst schwimmen. 1,3 Millionen Liter rein biologisch aufbereitetes Salzwasser füllen nach der Fertigstellung die Anlage. Zoodirektorin Astrid Stewin ordnet die Maßnahme ein: „Das Bauprojekt ist Teil des Masterplans, der die Leitlinien für die kommenden Jahrzehnte vorgibt.“ Auch wenn sich der Zoo intensiv mit der Zukunft befasst, blickt das Team Kaiserberg in diesem Jahr auch zurück.
Das liegt an einem runden Jubiläum. Am 12. Mai 1934 eröffnete der damalige Duisburg-Hamborner Tierpark auf einer Grundfläche, die nicht mal ein Hektar groß war. Es folgten Erweiterungen, bis die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg für große Zerstörungen sorgten. Viele Tiere starben. Lediglich ein Emu, drei Flamingos, zwei Schafe und ein Maulesel hatten überlebt.
300 Tierarten auf 16 Hektar
Den Neuaufbau verbanden die Verantwortlichen mit einer Erweiterung. In der Nachkriegszeit entstanden unter anderem Gehege für Elefanten, Giraffen und verschiedene Robben-Arten. Durch den Bau der Expo-Brücke im Jahr 1959 wuchs der Zoo ein weiteres Mal. Seitdem erstreckt sich das Gelände westlich und östlich der Autobahn. Im Jahr seines 90. Geburtstags ist der Zoo nun 16 Hektar groß, bietet Platz für rund 4.700 Tiere aus mehr als 300 Arten.
Beluga Ferdinand bewundert
Christian Schreiner ist mit dem Zoo Duisburg aufgewachsen. Der Besuch an Heiligabend war für seine Familie ein ebenso festes Ritual wie die anschließende Bescherung unterm Weihnachtsbaum. „Ich verbinde mit dem Zoo so viele Kindheitserinnerungen“, sagt der 36-Jährige. Er bewunderte den legendären Beluga Ferdinand im ehemaligen Walarium. Und wenn Schreiner heute zur Leguaninsel im hinteren Teil des Aquariums läuft, hat er oft die Bilder von damals im Kopf. „Da lebten während meiner Kindheit noch die Krokodile“, sagt der Pressesprecher.
Als Familienvater nahm Schreiner dann seinen Sohn an die Hand und zeigte ihm den Zoo. Der kleine Benjamin stand vor dem Aquarium und machte große Augen, als ein Seeigel an der Scheibe auftauchte. „Für ihn war das ein Schlüsselerlebnis“, erzählt Christian Schreiner. Der nun neunjährige Benjamin entdeckte damals seine Vorliebe für die Welt der Ozeane und saugt bis heute Informationen zu diesem Thema auf.
Modernisierung geht voran
Aber nicht nur Kinder haben ihre Freude an einem Zoobesuch. Auch Besucher im Rentneralter bekommen leuchtende Augen, wenn sie etwa Jungtiere der Fossa zu Gesicht bekommen. „Der Zoo begeistert Generationen“, sagt Schreiner. „Es sind so viele Menschen mit dieser Einrichtung groß und alt geworden.“
„Mit dem Masterplan wird der Zoo für neue Erlebnisse sorgen“, sagt Zoodirektorin Astrid Stewin. Seit das Zukunftskonzept im Jahr 2019 verabschiedet wurde, geht Modernisierung voran. „Wir haben schon viel geschafft und gehen unseren Weg beständig weiter“, so die Zoo-Chefin. So entstand bereits eine neue Outback-Voliere, in der unter anderem Felsenkängurus leben. Die Anlage mit dem rötlichen Felsen und dem Windrad ist dem australischen Hinterland nachempfunden. Schließlich sollen sich die Kängurus auch im Ruhrgebiet heimisch fühlen. Die Besucher sind nur durch Felsblöcke und einen schmalen Bachlauf von den Tieren getrennt.
„Mit dem Masterplan wird der Zoo für neue Erlebnisse sorgen.“
Weitere Ideen für die Zukunft liegen schon in der Schublade. „Unser flexibler Masterplan wird kontinuierlich bearbeitet und umgesetzt“, sagt Stewin. Derzeit sind die Seelöwen im Fokus. Atze darf sich auf den Umzug in einen deutlich größeren Lebensraum freuen. Und die Besucher können den eleganten Schwimmstil des Kolosses dann aus unmittelbarer Nähe bewundern.
Direkt an der Baustelle steht die fast zwei Meter lange Spendenwand. Hier werden künftig viele bunte Namensschilder im Seelöwen-Design zu finden sein. „Egal ob Firmen, Privatpersonen oder Vereine – jeder Förderer der neuen Seelöwen-Anlage bekommt als Zeichen der Anerkennung seiner Spende einen persönlichen Namensaufkleber und trägt aktiv zur Weiterentwicklung des Zoos bei“, erklärt Astrid Stewin.
Der Weg zum eigenen Namensschild ist leicht: Auf der Website des Zoos sind alle Informationen aufgeführt. Hier lässt sich auch der Aufkleber im Seelöwen-Design bestellen. Er kann den eigenen Namen, Kosenamen oder auch Logos tragen und wird nach Eingang der Spende durch das Zoo-Team an der Spenderwand angebracht. Je nach Höhe der Spende haben die Aufkleber eine andere Farbe und sind unterschiedlich groß – mindestens aber zehn Zentimeter. Und so wird im Laufe der Zeit eine bunte wie vielfältige Spenderwand entstehen, an der sich alle Robben-Freunde aktiv beteiligen können.
Auch Kinder können für einen Kleinbetrag einen Aufkleber bekommen und sich somit für die Bauzeit an der Seelöwen-Anlage verewigen.