Der Wachmann auf vier Rädern
175 Zentimeter hoch, 80 Zentimeter breit und 140 Zentimeter lang ist „Fridolin“. Auf diesen Namen haben IT-Experten der Stadtwerke Duisburg den auf vier Rädern fahrenden Roboter getauft, der schon bald die Konzernsicherheit der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV), zu der auch die Stadtwerke Duisburg gehören, bei der Überwachung des Betriebsgeländes an der Bungertstraße unterstützen wird. Und das ganz autonom. „Fridolin ist der zweite autonom fahrende Roboter, den wir bei uns einsetzen. Die Entwicklungsschritte in den vergangenen Jahren waren wirklich enorm“, sagt Projektleiter Dennis Franken.
Autonomes Fahren ist für die Unternehmen des DVV-Konzerns schon seit Jahren ein wichtiges Thema, denn auch die Duisburger Verkehrsgesellschaft gehört zum Konzern. Innovative Themen in der Mobilität sind deshalb immer von Interesse. „Wir befassen uns mit sehr vielen solcher Zukunftsthemen und viele betreffen mehrere Bereiche des Unternehmens. Deshalb arbeiten wir eng mit Start-ups und Partnern zusammen, um unser Wissen in solchen Themenfeldern zu erweitern. Aus solchen Kooperationen entstehen wichtige Synergien, die am Ende für die Menschen in Duisburg von Nutzen sein werden“, erklärt Rüdiger Strelow, Abteilungsleiter IT-Portfoliomanagement im DVV-Konzern.
Intelligente Technik für autonomen Streifendienst
Bei seiner Suche nach dem richtigen Fahrzeug ist Dennis Franken auf die Roboter des Herstellers SMP Robotics gestoßen. In Deutschland ist das Leipziger Start-up Security Robotics für den Vertrieb und die richtige Ausstattung der Roboter zuständig. Denn jeder Einsatzort und jeder Kunde stellt individuelle Anforderungen, so dass die Roboter mit unterschiedlichen Sensoren und Kameras ausgestattet werden müssen. Aleksej Tokarev ist Geschäftsführer des 2021 gegründeten Unternehmens. „Die DVV und wir stehen seit September 2022 in Kontakt und schnell war klar, dass wir in die gleiche, innovative Richtung denken und gemeinsam versuchen wollen, die Roboter, ihre Einsatzpläne und Einsatzorte zu entwickeln“, erklärt Tokarev.
Seit Juli ist ein Roboter der Serie „Argus“ in Duisburg und wird auf den Regelbetrieb vorbereitet. Denn das vierrädrige Gefährt muss seine Routen kennenlernen und wissen, wie er sich auf dem Campus an der Bungerstraße bewegen soll. Ausgestattet ist er mit sechs Panorama-Kameras für 360-Grad-Erkennung und eine bewegliche Kamera, die nachtsichtfähig ist und eine Thermalerkennung hat, drei Stereokameras sowie zwei Weitwinkelkameras für die Navigation. So wird das gesamte Umfeld des Roboters überwacht und abgebildet und das Gerät kann autonom navigieren. Mit Ultraschall-Sensoren, Infrarot-Technologie und Wärmebildkameras erkennt er bei Wind, Wetter und Dunkelheit auch das, was das menschliche Auge nur schwer entdecken würde. „Der Roboter navigiert mit GPS, weil er aber durch das wiederholte Fahren seiner Routen lernt, kann er selbst bei Ausfall des Signals seine Fahrt über optische Daten weiter fortsetzen“, erklärt Aleksej Tokarev.
Neben dem fahrenden Modell, das vor allem mit zahlreichen Kameras ausgestattet werden kann, gibt es auch noch ein laufendes Roboter-Modell, das einem Hund ähnelt. Während der fahrende Roboter mit maximal 6 Kilometern pro Stunde vor allem für Inspektionseinsätze genutzt wird, ist sein „tierischer Kollege“ vom Typ Go1 deutlich schneller unterwegs und kann daher zielgerichtet zum Einsatzort geschickt werden. Als dritten Robotertyp haben die Robotics-Experten aus Leipzig ein Drohnensystem im Programm. „Die meisten Menschen denken an Szenarien zur Überwachung und zum Schutz vor Kriminalität. Und natürlich gehört das auch zu unseren Einsatzbereichen. Aber solche Roboter auf ihren Touren können auch prüfen, ob an Gebäuden Fenster offen stehen gelassen wurden. Oder sie sind mit Wärmesensorik ausgestattet und erkennen, ob sich ein Brand entwickeln könnte, da zum Beispiel eine Pumpe zu heiß gelaufen ist, bevor es ein Mensch sehen könnte“, erläutert Aleksej Tokarev.
Autonom fahrende Fahrzeuge im öffentlichen Raum sind in Deutschland heute noch Zukunftsmusik. Auf einigen eingezäunten Privat- und Firmengeländen sind sie aber bereits für verschiedene Zwecke im Einsatz. „Wir wollen von Anfang an bei einem solchen Thema mit dabei sein. Wir wollen lernen und Dinge mit entwickeln. Deshalb arbeiten wir als kommunales Unternehmen mit Start-ups zusammen und konzipieren Anwendungsfälle, die für die Unternehmen im DVV-Konzern Sinn machen“, sagt Dennis Franken.