Containerbau in Familienhand
Miroslaw Malcherek steht vor einem grünen Absetzcontainer und betrachtet ihn von allen Seiten. Er sieht große Beulen in den Seitenblechen und einen löchrigen Boden. „Der hat schon einiges mitgemacht“, betont Malcherek. „Aber das bekommen wir wieder hin.“ Sein Mitarbeiter Sergej setzt die Schutzbrille auf, greift zum Brenner und nähert sich mit der Flamme dem Container. Der Schlosser brennt das alte Blech aus. „Hinterher setzen wir an der Stelle ein neues Stahlblech ein“, erklärt Malcherek. 60 bis 80 Container pro Monat reparieren die Mitarbeiter von Containerbau MiRO. In der riesigen Werkshalle begradigen sie unter anderem verzogene Türen, erneuern die Böden, glätten die Oberflächen in der Strahlkabine und lackieren Außenwände nach Kundenwusch.
Von einem bis zu 48 Kubikmetern
Auch Container-Neuanfertigungen für Entsorgungsunternehmen und Logistikbetriebe stellt Malchereks Firma her. Die Standardausführung lässt der Chef im Ausland anfertigen. In Duisburg geht es an die Extras. Wer spezielle Container braucht, bekommt sie bei den Spezialisten in Neumühl. Pro Jahr verkaufen sie zwischen 1.500 und 1.800 neue Container. Deren Fassungsvermögen reichen von einem bis zu 48 Kubikmetern. Lkw mit Kennzeichen aus Wesel und Dortmund, aber auch aus Stuttgart, Leipzig und München steuern den Duisburger Norden an, um neue Container aufzuladen. „Die gute Anbindung spielt uns natürlich in die Karten“, sagt Malcherek. „Aber bei den Kunden hat sich auch herumgesprochen, dass wir zuverlässig sind.“ Der Chef bittet in sein Büro, um von seinem Einstieg ins Containergeschäft zu erzählen.
„Das waren harte Monate, aber es hat sich ausgezahlt.“
„Das ist eine lange Geschichte“, sagt er vorweg. Malcherek kam im oberschlesischen Ruda Śląska zur Welt. 1987 zog es ihn in den Westen. Er besaß aufgrund seiner Vorfahren einen deutschen Pass, durfte also aussiedeln. In Duisburg fand Malcherek eine Wohnung – und einen Job. „Mein erster Arbeitsplatz war an der gleichen Adresse, wo sich heute meine Firma befindet“, erzählt der 55-Jährige.
Als die Büros dunkel waren
Die Firma Fehring stellte ihn damals ein. Ihn kürzester Zeit arbeitete sich Malcherek hoch – vom einfachen Schlosser bis zum Leiter der Duisburger Niederlassung. Dann stand er eines Morgens auf dem Parkplatz und wollte ins Büro gehen. „Im ganzen Gebäude war aber alles dunkel, das hat mich stutzig gemacht“, erzählt Malcherek. Die Aufklärung folgte bei einer spontan einberufenen Betriebsversammlung. Fehring musste 2003 Insolvenz anmelden. Für Malcherek war die Nachricht ein Schock. Er hatte kurz zuvor ein Haus gekauft. Jetzt trieben ihn finanzielle Sorgen um. „Ich stand vor der Wahl, zum Arbeitsamt zu gehen oder etwas Neues aufzubauen“, erzählt Malcherek.
Er entschied sich zunächst für einen vorsichtigen Schritt in die Selbstständigkeit. Malcherek nahm eine Stelle bei Fehrings Nachfolgerfirma an, meldete aber gleichzeitig ein Gewerbe für den Containerbau an. Er hatte über Kontakte mehrere Großraumbehälter bekommen – und setzte diese nach Feierabend instand. Von 6 bis 14 Uhr ging Malcherek seinem Hauptberuf nach, von 14 bis 22 Uhr besserte er Schäden an alten Containern aus. „Das waren harte Monate, aber es hat sich ausgezahlt“, sagt der Unternehmer. Auch Fehrings Nachfolgerfirma konnte sich nicht am Markt halten – deshalb konzentrierte sich Malcherek ab 2004 komplett auf den Containerbau und die Reparaturen. Zwei Aushilfen unterstützten ihn in der Anfangsphase. Mittlerweile beschäftigt er 13 Mitarbeiter.
Töchter bringen ihre Ideen ein
Dazu kommt noch das Team im Büro. Malcherek deutet auf den Nachbarraum. „Hier ist alles in Familienhand“, sagt der Chef und lacht. Seine Frau Lidia Malcherek (52) beschäftigt sich mit der Vermietung und allem rund ums Gelände. Sie ist von Anfang an dabei. Mittlerweile arbeiten auch die beiden Töchter für Containerbau MiRO: Nathalie Malcherek (26) kam vor vier Jahren dazu, Cornelia Malcherek (27) vor zweieinhalb Jahren. Der Vater ist froh über die familiäre Unterstützung. „Ich habe viele Jahre nach meinem System gearbeitet“, sagt Miroslaw Malcherek. „Die beiden haben mir Wege aufgezeigt, wie wir manche Arbeitsschritte effektiver erledigen können.“
Berge aus Brettern und Paletten
Vom Büro aus steuert die Familie übrigens nicht nur den Containerbau. Auf dem Gelände an der Haldenstraße befindet sich auch noch ein zertifizierter Entsorgungsfachbetrieb. Diesen fahren viele private und gewerbliche Entsorger an, um Abfälle abzuladen. Miroslaw Malcherek deutet draußen auf die meterhohen Berge aus Brettern und Paletten. „Wir sehen hier die größte Holzannahmestelle des Ruhrgebiets“, sagt er. Sein Mitarbeiter drückt das Holz mit einem Radlader dichter zusammen. „Das ist zum Großteil sehr hochwertig und kann weiterverarbeitet werden“, erklärt Malcherek. „Daraus entstehen dann Spanplatten.“
Engagement für den Fußball
Er führt weiter über das Gelände, zeigt auf ein Lager mit alten Waschmaschinen, Computern und Backöfen. Auch Elektroschrott landet in Neumühl – das Altmetall holen die Mitarbeiter raus und lassen es recyceln. Die nötigen Zertifikate für diesen Geschäftsbereich hängen in Malchereks Büro. Ansonsten sehen Besucher dort ein Zebra – das Wappentier des MSV Duisburg. Als Fan und Sponsor des Klubs besitzt Malcherek Trikots und Schals mit weiß-blauen Streifen. Er spielte selber früher Fußball, war sogar als Abwehrspieler in der zweiten polnischen Liga aktiv. Auch heute stehen Malchereks Wochenenden im Zeichen der Sportart.
Er engagiert sich unter anderem bei den Sportfreunden Hamborn 07 und hat dem Klub einen Verkaufsstand gebaut. Wenn es möglich ist, geht er mit seiner Frau und den beiden Töchtern zum MSV ins Stadion. Die Familie besitzt vier Dauerkarten. Wie verbunden er mit dem Drittligisten ist, zeigte Malcherek Anfang 2019. Da kam die Idee auf, mal einen MSV-Container zu gestalten. Malcherek war begeistert und ließ ein weißes Modell mit Zebra-Logo und blauen Streifen verschönern. Er steht vor dem Fußballcontainer und grinst: „Das war eine Herzensangelegenheit für mich.“