Enid Blyton unter der Bettdecke gelesen
Frau Voss-Tecklenburg, welchen Autor können Sie aktuell empfehlen?
Ich befinde mich gerade in einer John-Grisham-Phase. Seine Romane rund um das Thema Justiz sind echt fesselnd erzählt. Ich nutze die Lektüre aber nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch, um mein Wissen zu erweitern. Während ich ein Buch lese, recherchiere ich parallel auch viel im Internet. Ich will dann wissen: Was ist Realität und was ist Fiktion? Wenn Grisham Missstände im US-Justizsystem beschreibt, hat er sich die meistens nicht ausgedacht. Das macht mich schon nachdenklich.
Würden Sie sich als bezeichnen?
In meinem Bücherschrank stehen schon viele Kriminalromane. Aber ich lege mich nicht auf ein bestimmtes Genre fest. Mir gefallen zum Beispiel auch historische Romane. Gut, wenn es um Kriege und Schlachten geht, bin ich meistens raus. Dann lieber Biografien berühmter Personen. Allein zu Nelson Mandela habe ich drei Bücher gelesen und ihn als einen der beeindruckendsten Menschen überhaupt kennengelernt. Und die Biografie von Obama habe ich auch verschlungen. Sie ist so eine faszinierende Frau.
Wie sieht es mit Sportler-Biografien aus?
Da habe ich auch eine ganze Menge gelesen. Tennis hat mich immer interessiert. Und deshalb habe ich die Biografien eines Andre Agassi oder eines Boris Becker gelesen. Natürlich sind die großen Fußballtrainer für mich ein Muss gewesen: Dass ich die Biografien über Jürgen Klopp und Pep Guardiola gelesen habe, versteht sich von selbst.
Ist Literatur in der Kabine ein Thema?
Auf jeden Fall. Da muss ich sofort an Gaëlle Thalmann denken, die auch mal beim MSV Duisburg im Tor gestanden hat. Ich habe sie damals im Schweizer Nationalteam trainiert. Wir haben viel über Literatur diskutiert und auch mal Bücher untereinander ausgetauscht. Das war richtig belebend. Wenn ich zu Turnieren fahre, habe ich übrigens auch immer ausreichend Literatur im Gepäck.
"Ich habe immer ausreichend Literatur im Gepäck."
Auf Ihren Nachttisch gehört ein Buch?
Das war schon, als ich ein kleines Kind war. Ich kann mich noch gut an die Situationen erinnern. Ich habe damals mit vier Geschwistern in einer Meidericher Mietwohnung gelebt. Das Zimmer musste ich mit meiner älteren Schwester teilen. Wenn das Licht ausging, habe ich mich mit der Taschenlampe unter die Bettdecke verkrochen. Meine Schwester hat mich dann daran erinnert, dass morgen früh wieder Schule ist. Aber ich wollte noch wach bleiben und etwas von Enid Blyton lesen. „Hanni und Nanni“ oder „Fünf Freunde“ waren nun mal so spannend.
Ging Ihr Taschengeld hauptsächlich für Bücher drauf?
Ich war als Kind eher Stammkundin in der Meidericher Bücherei. Ausleihen war schließlich günstiger. Ich hätte es mir nicht leisten können, alle Bücher zu kaufen, die ich lesen wollte. Das hat sich geändert. Ich kaufe mir jetzt viele E-Books. Die nehmen im Koffer nicht so viel Platz weg, wenn eine Urlaubsreise ansteht (lacht). Aber ich stöbere auch gerne in Buchhandlungen. Dort finde ich auch Geschenke für meine Familie. Mein Papa etwa liest gerne die Ostfrieslandkrimis von Klaus-Peter Wolf. Wenn die Reihe erweitert wird, bringe ich ihm die Neuerscheinung mit.
Haben Sie sich selbst schon als Schriftstellerin versucht?
Ja, das Schreiben ist ein großes Hobby von mir. Das fing bereits in der Schulzeit an. Am Max-Planck-Gymnasium habe ich auch einen Literaturkurs belegt. Mein Plan war damals, nach der Schule Sport und Journalistik zu studieren. Dann kam es aus privaten Gründen aber anders. Die Studienpläne habe ich verworfen. Ich wollte eine Ausbildung machen und Geld verdienen. Doch das Schreiben hat mich nicht losgelassen.
Wann schreiben Sie?
Meistens, wenn ich etwas Negatives erlebt habe. Das Schreiben hilft mir dann bei der Verarbeitung. Ich schreibe aber auch gerne für andere Personen. Mal sind es Briefe, aber auch Gedichte. Zu einer Weihnachtsfeier beim FCR Duisburg habe ich jeder Spielerin einen Achtzeiler gewidmet – ohne Namen zu nennen. Aber auch Zeitungsartikel und Kommentare habe ich verfasst. Fünf Jahre lang war ich ja auch Chefredakteurin des Frauenfußball-Magazins. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Sich mit den Kollegen über Texte und Themen auszutauschen, hat mir echt Spaß gemacht.
Stand es eigentlich mal zur Debatte, dass Sie einen Gedichtband veröffentlichen?
Nein, das war nie ein Thema. Dafür sind die Inhalte zu privat. Ich trage die Gedichte den betreffenden Personen aber gerne vor. So wie beim Heiratsantrag: Den habe ich meinem Mann damals in Gedichtform vorgetragen.