Wegen meiner Pflanzen verreise ich am liebsten im Winter
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Pflanzen zu sammeln?
Ich bin da familiär vorgeprägt. Mein Vater hat auch Pflanzen gesammelt – in erster Linie Kakteen. Allerdings muss ich sagen, dass ich als Kind seine Leidenschaft nicht wirklich geteilt habe. Damals hat mich das Thema eher genervt. Ich musste ständig aufpassen, dass ich auf der Gartenterrasse nicht irgendetwas umstoße. Als ich meine erste eigene Wohnung hatte, habe ich mir auch die passenden Pflanzen gekauft. Aber da steckte noch kein großes System dahinter.
Wie sind Sie dann zu einer Pflanzenexpertin geworden?
Anfang 2019 habe ich begonnen, mich in das Thema mehr und mehr einzulesen. Und dann kam die Corona-Pandemie. Ich konnte kaum etwas machen, aber immerhin hatten die Gartenmärkte auf. Dort habe ich viel Zeit verbracht, mir neue Pflanzen für meine Wohnung gekauft und eine richtige Sammelleidenschaft entwickelt.
Wie groß ist die Sammlung denn mittlerweile?
Ich habe vorhin in meiner Wohnung noch einmal durchgezählt. Dass es weit mehr als 100 verschiedene Pflanzen sind, hatte ich mir schon gedacht. Als ich dann beim Durchzählen bei 241 angekommen bin, war ich echt überrascht. Und keine Pflanze ist doppelt vertreten. Eine besondere Vorliebe habe ich dabei für tropische Arten.
In dieser großen Sammlung findet sich doch mit Sicherheit eine Lieblingspflanze.
Die gibt es tatsächlich. In meiner Wohnung steht eine Anthuriumregale. Die gehört zu den Aronstabgewächsen und hat ein großes, herzförmiges Blatt. Das sehr helle Blattadernmuster gefällt mir ungemein gut. Ich habe sehr lange gesucht und am Ende auch 80 Euro ausgegeben. Das ist vermutlich die teuerste Pflanze in meiner Sammlung, aber im Vergleich dazu, was sonst so gezahlt wird, war sie noch günstig.
Wie sind Sie an die Pflanze gekommen?
Das war ein Tauschgeschäft. Ich habe dafür einem anderen Pflanzensammler einen meiner Ableger gegeben. Das Prinzip ist nachhaltiger als ein Import aus fernen Ländern. Meine Lieblingspflanze etwa kommt ursprünglich aus Südamerika, die sollte nicht erst durch die halbe Welt geschickt werden.
Für Ihr Hobby ist der berühmte grüne Daumen vonnöten. Gibt es trotzdem Problemfälle, bei denen Sie an Ihre Grenzen stoßen?
Oh ja, die gibt es. Das richtige Bewässern habe ich mir schnell aneignen können. Was mich aber ständig beschäftigt, sind Schädlinge. Wenn im Winter die Heizung an ist und die Luftfeuchtigkeit nicht so hoch ist, machen sich oft Milben und Blattläuse breit. Dann kann ich die Pflanze mit speziellen Ölen behandeln oder ich dusche sie im Badezimmer ab. Es kommt auch immer mal vor, dass ich beim Rundgang durch meine Wohnung oder beim Telefonieren ein befallenes Blatt entdecke. Das muss ich dann schnell entfernen, um die Pflanze zu retten. Bei 241 Exemplaren findet sich ständig eine Aufgabe. Pflanzensammeln ist ein zeitintensives Hobby.
Wie sieht es eigentlich mit Urlaub aus?
Während der Zeit schauen meine Eltern nach den Pflanzen. Aber sie stoßen bei der großen Sammlung auch oft an ihre Grenzen. Ich mache ihnen vor meiner Abreise noch Sticker an die Töpfe, damit sie wissen, welche Pflanzen besonders viel Wasser brauchen. Aber irgendeine wird meistens vergessen. Das sehe ich sofort, wenn ich nach meinem Urlaub nach Hause komme. Dann geht es darum, die vernachlässigten Pflanzen wieder aufzupäppeln. Ich verreise übrigens am liebsten in den Wintermonaten. In der Zeit brauchen die Pflanzen nämlich nicht so viel Wasser wie sonst.
Hilft Ihnen die Beschäftigung mit Pflanzen, um vom Job abzuschalten?
Auf jeden Fall. Ich sitze die meiste Zeit des Tages am PC. Nach Feierabend oder am Wochenende kann ich dann mit meinen Händen arbeiten. Die Pflanzen bei den Wurzeln packen, von der Erde befreien und mit Substrat umtopfen – das ist für mich eine sehr gute Abwechslung zum digitalen Arbeiten. Und da die Sammlung so vielfältig ist, gibt es bei der Pflege immer neue Herausforderungen
Was steht noch auf der Wunschliste?
Als ich mit dem Sammeln begonnen habe, wollte ich zunächst alles haben. Das hat sich mittlerweile gelegt. Der Sammeltrieb hat deutlich nachgelassen, zumal es bei Pflanzen keine Grenzen gibt. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich mir eine Cissusdiscolor zulegen. Für die Pflanze mit ihren bunt gezeichneten Blättern hätte ich auf jeden Fall noch Platz in meiner Wohnung.