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Power fürs Klima

Seitdem geistern große Schlagworte umher: Von innovativer Technologie ist hier die Rede, von einem Paradigmenwechsel in der Energie- und Transportbranche, gar von der Bewältigung des Klimawandels. Dabei hat Plug Power gerade erst angefangen.

Riesige Lagerkapazitäten

Etwa ein bis zwei Dutzend Wasserstoff- Brennstoffzellen, schwere Kisten, vielleicht dreimal so dick wie ein Heizkörper, kommen mittlerweile jede Woche aus den USA in Duisburg an, trotzdem sind die deckenhohen Regale in den beiden blau-weißen Lagerhallen auf dem Hafengelände noch so gut wie leer. Insgesamt 6.500 Quadratmeter stehen für das neue Wasserstoffzentrum zur Verfügung – die schiere Größe zeigt, was hier entstehen soll: „Bis Ende des Jahres kommt Material für zwölf Millionen Euro in die Regale“, sagt Standortleiter Edward Laturnus.

6.500 Quadratmeter stehen für das neue Wasserstoffzentrum am Hafen zur Verfügung. Bis Ende des Jahres sollen in den Regalen Brennstoffzellen im Wert von zwölf Millionen Euro lagern.

Innerhalb von drei Tagen können die Brennstoffzellen dann ausgeliefert werden. Abnehmer wie Lidl oder Carrefour in Frankreich, Belgien, England, Spanien oder Polen mussten zuvor rund acht Monate auf ein Paket aus den USA warten. In Deutschland gehören unter anderem Daimler, BMW, Audi und die Deutsche Bahn zum Kundenstamm. Die Einsatzgebiete der Brennstoffzellen reichen von sogenannten Flurförderzeugen, insbesondere Gabelstaplern, bis hin zu Notstromaggregaten.

Zwar sind aktuell erst 800 solcher Plug- Power-Zellen in Europa im Umlauf – im Vergleich zu 60.000 weltweit. Doch längst wird Wasserstoff als einer der wichtigsten Energieträger der Zukunft gehandelt: Wird für die Herstellung wie bei Plug Power ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen verwendet, ist er eine sichere und vor allem saubere Alternative zu Kohle, Öl und Erdgas. „Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass Wasserstoff die einzige Möglichkeit für eine nachhaltige Energiewende ist“, meint Edward Laturnus. Seit dem vergangenen Herbst ist der Anlagebau-Ingenieur nun dafür zuständig, nach beinahe zehn Jahren Engagement auf dem Kontinent die Europainfrastruktur des Wasserstoffspezialisten aufzubauen.

„Ich mache das hier nicht für Geld, sondern weil ich daran glaube. Ich möchte Teil davon sein.“

Edward Laturnus

In den USA ging das Unternehmen schon 1997 an den Markt, hat die Wasserstoff- Brennstoffzelle „mit entwickelt und groß gemacht“, wie Laturnus betont. Doch Plug-Power-Chef und Multimilliardär Andy Marsh reichte das nicht. Laturnus sieht seinen Boss in einer Reihe mit Visionären vom Schlage Elon Musks. Die Entwicklung einer komplett umweltfreundlichen Energieinfrastruktur, eines geschlossenen grünen Kreislaufs, dürfte vor diesem Hintergrund nicht mehr als ein Zwischenziel sein – eines, das Marsh nun auch in Europa erreicht hat. „Jetzt sind wir ein Energieunternehmen, das Wasserstoff selbst produziert, verteilt und in den eigenen Brennstoffzellen verbraucht“, sagt Laturnus.

Start mit einem großen Infrastrukturprojekt

Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit auf der einen Seite, handfeste betriebswirtschaftliche Vorteile auf der anderen Seite – während ein Lithium-Ionen-Akku acht Stunden laden muss, dauert der Wasserstoff- Tankvorgang nur drei Minuten – sollen nach und nach mehr Unternehmen mit Sitz in Europa vom grünen Wasserstoff überzeugen. Das erste große Infrastrukturprojekt in Deutschland setzt Plug Power aktuell für einen der größten Online-Händler der Welt in Ostdeutschland um, wo dieser seine eigene Wasserstoff-Speicherstation samt Tankstelle bekommt. 

Aktuell lagert hier noch die Wasserstoffspeicherstation für einen Online-Händler – Plug Powers erstes großes Infrastrukturprojekt in Deutschland

Für Serviceleiter Bjørn Malmei ist das ein Schritt in die richtige Richtung, auch er ist Überzeugungstäter, steht voll und ganz hinter dem nachhaltigen Unternehmenskonzept seines Arbeitgebers. Dabei hat der 32-Jährige ausgerechnet in der norwegischen Öl- und Gasindustrie gearbeitet, bevor er aus Überzeugung zum Wasserstoffspezialisten wechselte. „Beim Klimawandel muss es darum gehen, den Großteil der Emissionen in der Industrie abzustellen“, meint der Maschinenbauer heute. „Wenn wir wirklich nachhaltige Lösungen finden wollen, dann müssen wir an die Großen ran.“ Und für die hat Plug Power natürlich noch ein Ass im Ärmel: Energie auf Selbstversorgerbasis.

Wasserstoff-Pioniere in Duisburg: Standortleiter Edward Laturnus, Logistikleiter Marcel Bretz und Serviceleiter Bjørn Malmei (v. li.).

„Außerdem ist Deutschland immer ein Innovationsstandort gewesen.“

Edward Laturnus

Um den Kunden eine solche Nano-Infrastruktur vorführen zu können, will Plug Power am Standort Duisburg noch einmal drei Millionen Euro investieren und einen beeindruckenden Showroom bauen: Auf das Dach der Lagerhalle kommt eine Solaranlage, drinnen wird der grüne Strom in der Produktionsanlage, dem Elektrolyseur, in Wasserstoff gespeichert und verdichtet. Transportfahrzeuge bringen den grünen Wasserstoff dann zur Speicherstation, von wo er zu den Tankstellen gelangt, die schließlich die eigene Fahrzeugflotte betreiben. Rund 18 Kilo Wasserstoff pro Stunde sollen so produziert werden – genug, um etwa einen Gabelstapler zehn Tage lang seine Acht-Stunden-Schicht fahren zu lassen.

Ein bis zwei Dutzend Wasserstoff-Brennstoffzellen kommen jede Woche aus den USA in Duisburg an.

„Damit zeigen wir den Kunden, was wir können, versorgen uns gleichzeitig selbst mit Energie und können einen Überschuss gegebenenfalls dem Markt bereitstellen“, sagt Laturnus. „Eine Wasserstoff-Infrastrukturlösung in dieser Komplexität ist weltweit einzigartig.“ In Duisburg ist sie allerdings noch Zukunftsmusik. „Es hat alleine sechs Monate gedauert, die Gutachten und Unterlagen für das Genehmigungsverfahren zusammenzustellen, weil es in Deutschland einfach noch keine Richtlinien für den Umgang mit Wasserstoff gibt“, erklärt der 50-Jährige, der auch schon für Automobilkonzerne Batteriefabriken aufgebaut hat. Nach entsprechender Bearbeitungs- und Bauzeit könnte die Anlage voraussichtlich Ende kommenden Jahres in Betrieb gehen.

Bis dahin brauchen Edward Laturnus, Bjørn Malmei und Logistikleiter Marcel Bretz, die in Duisburg aktuell nur von dem Werkstudenten Johannes König unterstützt werden, aber erstmal dringend Personal. Bis zu 60 Mitarbeiter sollen sich künftig um Prüfung, Wartung und Reparatur der Brennstoffzellen kümmern, auch Mechatroniker und Elektroingenieure
werden gesucht.

Optimales Umfeld in der Region für das Unternehmen

Schließlich sind hochqualifizierte Fachkräfte einer der Gründe, warum sich das US-Unternehmen für den Standort Duisburg entschieden hat. Natürlich bietet der weltweit größte Binnenhafen auch eine direkte Anbindung an die bedeutenden Seehäfen 6.500 Quadratmeter stehen für das neue Wasserstoffzentrum am Hafen zur Verfügung. Bis Ende des Jahres sollen in den Regalen Brennstoffzellen im Wert von zwölf Millionen Euro lagern. Antwerpen und Rotterdam, zudem ist der Flughafen Düsseldorf nicht weit entfernt.

„Außerdem ist Deutschland immer ein Innovationsstandort gewesen“, so Laturnus. Dazu passt, dass Plug Power ab 2024 auch ein Ingenieurs- und Entwicklungszentrum in Duisburg betreiben will. Synergien könnten sich mit dem hier ansässigen Zentrum für Brennstoffzellen-Technik (ZBT) ergeben, aber auch das vom Bund initiierte Wasserstoff-Innovationszentrum (ITZ) soll einen Standort in Duisburg bekommen. Eine der deutschen Wasserstofftechnik-Hauptstädte ist Duisburg übrigens schon seit dem vergangenen Jahr ganz offiziell.

Zahlreiche neue Mitarbeiter sollen sich in den großen Lagerhallen künftig um Prüfung, Reparatur und Wartung der Brennstoffzellen kümmern

Kilometer 8

So nah liegen das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik und die Niederlassung von Plug Power in Duisburg beieinander – perfekte Voraussetzungen für die Wassersstofftechnik- Hauptstadt als Forschungsstandort.

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