Großes Kino, spektakuläre Kulisse
Harald Hack sieht entspannt aus. Braungebrannt und mit einem Lächeln im Gesicht. Dabei hätten wohl viele andere in seiner Position gerade eine Menge Stress. Hack ist verantwortlicher technischer Leiter des Stadtwerke-Sommerkinos im Landschaftspark Duisburg-Nord. In weniger als einer Woche muss auf dem alten Industriegelände ein gigantisches Freiluftkino für über 1.000 Besucher einsatzbereit sein. Hack kann das nicht aus der Ruhe bringen, er vertraut auf seine eigene und die Erfahrung seiner Mitarbeiter. „Das Team ist seit Jahren fast immer in der gleichen Besetzung hier. Die meisten halten sich den Termin frei, denn es ist einfach eine schöne Baustelle“, sagt Hack, der seit Jahrzehnten im Messe- und Veranstaltungsbau tätig ist.
Und tatsächlich wirkt es auf dieser besonderen Baustelle vor den mächtigen, rostigen Schloten in Meiderich trotz der schroffen Industriekulisse herzlich und familiär – und das nicht nur wegen Produktionshund Odin, der fröhlich mit seinem angekauten Fußball über die Bühne springt. Die acht Techniker, allesamt Freiberufler, sind ein eingespieltes Team. Da sitzt jeder Handgriff, und wenn mal ein Sicherungskarabiner zu wenig im Koffer ist, hilft der Nebenmann sofort aus. „Wo sind die schwarzen Schellen aus dem vergangenen Jahr?“, schallt es von der Bühne in Richtung des technischen Leiters. „Ich bin hier die Mutter für alles“, sagt Hack, grinst und kümmert sich sofort.
Harald Hack, der selbst viele Jahre in Duisburg wohnte und heute in Wuppertal lebt, ist schon seit Jahren für den Aufbau des Stadtwerke-Sommerkinos verantwortlich. „Der Ort hier im Landschaftspark macht es so besonders. Aber auch das vertrauensvolle Zusammenspiel aller an der Organisation Beteiligten“, sagt er. Das Sommerkino ist für ihn und seine Crew einfach eine echte Herzensangelegenheit.
Am Freitag vor der Eröffnung wird die gigantische 16 mal 8 Meter große Leinwand von den Profis aufgehängt. Sicherheitsgurte, Absturzleinen und Helme sind für alle Pflicht und werden gegenseitig mehrfach kontrolliert. Sicherheit steht an erster Stelle. In schwindelerregender Höhe baumeln die Techniker an dünnen Sicherungsseilen, während ihre Kollegen von unten über einen Flaschenzug die Traversen in die Höhe wuchten, an denen die Leinwand verspannt wird. Alles mit reiner Muskelkraft.
Die ist auch nötig, um den überdimensionalen Beamer an seinen Platz im kleinen Technikraum zu bringen, der die Filme auf die Leinwand bringt. Mit Filmrollen läuft hier schon lange nichts mehr – alles digital. „Das Teil wiegt rund 300 Kilogramm und passt nur so gerade durch die Tür“, erklärt Hack. Um den Koloss in Millimeterarbeit in den Regiestand inmitten der Besuchertribüne zu wuchten, wird extra ein Stück der Metalltreppe herausgenommen. Dort unter der Tribüne wird neben dem Regie-raum übrigens auch ein kleiner VIP-Bereich eingerichtet und ein Arbeitsbereich für Sanitäter. „Der begrenzte Platz muss eben optimal genutzt werden“, sagt Hack.
Während vor und unter der Besuchertribüne tonnenweise Technik gewuchtet, verschraubt und verkabelt wird, surren auch am Fuße des Tauchgasometers die Akkuschrauber und rangieren Kleinlaster, Lkw und Gabelstapler durcheinander. Oliver Kersten hat hier das Sagen, denn zum echten SommerkinoErlebnis gehört der karibische Biergarten mit seinen Strandhütten, Palmen und Lounge-Möbeln einfach dazu. Der Chef von Feinkost Kersten aus Duisburg-Mitte ist seit zwölf Jahren mit von der Partie, wenn das Stadtwerke-Sommerkino den Landschaftspark zur Pilgerstätte für Cineasten verwandelt. „Wir haben das Ambiente in jedem Jahr erweitert und wollen den Besuchern Jahr für Jahr etwas Neues bieten. Die Ideen dafür kommen mir meist, wenn ich in Holland am Nordseestrand liege“, sagt Kersten, der mit zwölf Mitarbeitern den Aufbau in anderthalb Wochen realisiert. Das besondere Highlight kommt erst 48 Stunden vor der großen Eröffnungsfeier. 180 Tonnen Sand werden angeliefert und unzählige fleißige Helfer machen aus dem Schotterplatz mit ihren Schaufeln und Haken Duisburgs schönsten Teilzeitstrand. Erst wenn auch die letzte Sitzgruppe perfekt steht, ist Duisburgs Karibik bereit für das Kinoerlebnis der Extraklasse und Kersten und sein Team gönnen sich den ersten Cocktail der Sommerkino-Saison – Jahr für Jahr ein festes Ritual. Auch Harald Hack und sein Team entspannen vor dem ersten großen Zuschaueransturm kurz im perfekten Strandambiente, denn Duisburgs schönste Baustelle ist fertig.