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AUCH AN HEILIGABEND …

Gasballonfahrer Wilhelm Eimers ist Feuerwehrmann aus Leidenschaft. Warum er Weihnachten nicht immer mit der Familie feiern konnte erzählt der viermalige Weltmeister in der Reihe „Anders gesagt“.

Wie sind Sie zur Feuerwehr gekommen?

Ich wäre 1968 eigentlich zur Bundeswehr eingezogen worden. Der Dienst an der Waffe kam für mich aus ideologischen Gründen aber nicht infrage. Wir sind damals schließlich gegen den Vietnam-Krieg auf die Straße gegangen. Den Wehrdienst zu verweigern, war zu dieser Zeit allerdings nicht so einfach. Ich hatte schon überlegt, nach WestBerlin zu ziehen. Dort wäre ich nicht eingezogen worden.

Inwiefern?

Man konnte bei der Freiwilligen Feuerwehr oder dem Deutschen Roten Kreuz seinen Ersatzdienst machen, jedoch musste man sich für zehn Jahre verpflichten. Ich bin also im Februar 1968 zur Feuerwache in Meiderich gegangen und habe gesagt: „Ich möchte gerne Mitglied werden.“ Viele Freunde haben es mir gleichgetan. Die Zeit bei der Feuerwehr hat mir von Anfang an gut gefallen, und deshalb wollte ich mich noch mehr einbringen.

Wie sah Ihr weiterer Werdegang aus?

Mit 23 Jahren habe ich bereits die Landesfeuerwehrschule in Münster besucht, um Oberfeuerwehrmann zu werden. Zwei Jahre später war ich nochmal dort – zum Brandmeister-Lehrgang. Und so gehörte ich schon in jungen Jahren der Gruppenführung in Meiderich an. Das war zwar mit mehr Verantwortung verbunden, aber die habe ich gerne übernommen. Mit 63 Jahren endet die aktive Zeit in der Feuerwehr dann. Ich bin aber weiter in der Ehrenabteilung. Deshalb darf ich auch noch die Uniform tragen.

Willi Eimers (69) verdiente bis zu seinem Ruhestand sein Geld als selbstständiger Elektrotechniker – vornehmlich im Bereich Brandschutz. Einen Namen machte sich der Duisburger aber als Ballonfahrer. In den 1970er-Jahren hob er erstmals ab. Eimers gewann in den Jahren 1995, 1996, 2000 und 2014 den Gordon-Bennett-Cup – die Weltmeisterschaft im Gasballonfah-ren. Zudem kommt der Duisburger in seiner Karriere auf acht Vize-Titel. Einige Weltrekorde hält er auch inne, zum Beispiel den Dauerrekord im Gasballonfahren mit 92 Stunden ununter- brochen in der Luft. 2019 startet Eimers wieder beim Gordon- Bennett-Cup. Am 13. September geht er im französischen Montbeliard in die Luft. Wer mehr über seine Leidenschaft erfahren will, kann sich auf www.ballon.org näher informieren. Eimers wuchs in Meiderich auf und lebt schon lange in Baerl. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und vier Enkelkinder. Seine Söhne Benjamin und Sebastian sind ebenfalls Ballonfahrer und Feuer- wehrmänner in Meiderich. Eimers verbringt auch viel Zeit mit seinem Hund „Gordon-Bennett“. Den Terrier hat er nach dem US-amerikanischen Zeitungsverleger Gordon Bennett (1841-1918) benannt, der wiederum Pate für das härteste Gas- ballon-Rennen der Welt steht.

Gibt es einen Moment aus Ihrer aktiven Zeit, an den Sie noch oft zurückdenken?

Oh ja. Wir haben vermutlich mal einem Baby das Leben gerettet. Das war an einem Tag, an dem der Martinszug durch Meiderich zog. Nachher saßen wir noch in der Karolinenschule zusammen. Auf einmal sind Leute in den Raum reingestürmt und haben gebrüllt: „Da drüben brennt’s!“ Wir Feuerwehrleute sind dann direkt zu dem Haus gerannt. Davor stand eine Mutter. Die war völlig aufgelöst und hat gerufen, dass ihr Kind noch drinnen sei.

Sie hatten also nicht viel Zeit zum Nachdenken.

Richtig. Ich bin ins Schlafzimmer reingerannt, habe mir sofort das Baby geschnappt und es durch das Fenster nach draußen gereicht. Das war vermutlich Rettung in höchster Not. Denn viel Rauch hätte so ein kleines Kind nicht vertragen. Das Ereignis ist in meinem Gedächtnis haften geblieben. Und dann erinnere ich mich noch an Weihnachtsfeste in den 1990er-Jahren.

Warum waren diese so unvergesslich?

Normalerweise feiert man mit der Familie. Wenn an Heiligabend aber ganz Beeckerwerth wegschwimmt, dann muss ein Feuerwehrmann raus. Beim Hochwasser am Rhein wurden wir rund um die Uhr gebraucht. Das hieß für mich also: von 14 bis 17 Uhr Weihnachten feiern und dann einen meiner Kollegen ablösen, damit der auch ein paar Stunden mit seiner Familie verbringen konnte. Das war für uns aber in Ordnung: Wir haben ja gesehen, dass die Beeckerwerther gar kein Weihnachten feiern konnten, weil sie knietief im Wasser standen. Da war Hilfe selbstverständlich.

Ihre Leidenschaft für die Feuerwehr ist offensichtlich. Wie begeistern Sie junge Leute dafür, der Löschgruppe beizutreten?

Wer sich für Technik interessiert, ist bei uns auf jeden Fall richtig. Ob Kaufleute oder Handwerker – alle lernen hier fürs Leben. Wir Feuerwehrleute haben eine gute Kameradschaft. Wobei sich da einiges geändert hat. Ich schau mal kurz etwas nach (Eimers steht auf, geht zum Kühlschrank der Feuerwache und öffnet die Tür): Ich hätte darauf wetten können, dass da keine Bierflasche drin liegt – und so ist es auch. Früher hieß es ja: feiern, Bier trinken und zwischendurch ein bisschen löschen. Das gibt es so nicht mehr. Die Einsätze stehen deutlich im Vordergrund.

Was hat sich noch gewandelt?

Es herrscht bei der Feuerwehr eine höhere Fluktuation. Wir in Meiderich sind davon nicht so stark betroffen. Aber in ländlichen Gebieten macht sich das bemerkbar. Früher waren der Bäcker, der Metzger und der Milchmann in der Freiwilligen Feuerwehr. Deren Söhne sind später auch eingetreten. Da es aber kaum noch Handwerker in den Dörfern gibt und die jungen Leute in die Stadt ziehen, kommt es zu einem Nachwuchsproblem. Gut, dass seit einigen Jahren auch Feuerwehrfrauen ihren Mann stehen. Man könnte aber auch einen Anreiz schaffen, damit die Leute länger bei der Feuerwehr bleiben.

Woran denken Sie da?

Es wäre gut, den Feuerwehrleuten einen kleinen Rentenzuschuss zu zahlen. Es muss gar kein hoher Betrag sein, es geht da mehr um die Anerkennung. In manchen Städten gibt es so ein Modell bereits. Ich würde es begrüßen, wenn es so etwas in Duisburg auch gäbe. Das wäre für viele ein Anreiz, der Feuerwehr länger treu zu bleiben.

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